Degenhardt von Lubgast: In den Tiefen der Wälder

c 2005 by Autor und À rebours

ca. 212 Seiten

COVER:

Die Geschichten vorliegenden Bandes stehen ganz im Zeichen der Mythologie, wobei aber auch hier, wie schon im Erstlingswerk des Autors, dem Realismus großzügig Platz eingeräumt wird. In einfühlsamen Worten beschreibt der Autor das Zusammenprallen von Vergangenheit und Gegenwart, Mensch und Natur. Ein melancholischer Abgesang an das Schöne, Edle und Ursprüngliche.

REZENSION:

Degenhardt von Lubgast lässt die heutige Welt und die vergangenen Zeiten in diesem Buch in 7 Kurzgeschichten meiner Meinung nach recht ungeschickt und teils herrisch und arrogant aufeinanderprallen.

Beginnt die 1. Geschichte noch in einer Sprachform, die – sollte sie konsequent eingesetzt werden – sehr an vergangene Jahrhunderte erinnert, so ist man doch im Verlauf ihres Fortganges spätestens ab Seite 2 sehr enttäuscht. Zum einen, weil der Autor diese Sprache nicht beherrscht, sie aber dennoch sehr inkonsequent verwendet, und zum Anderen, weil er eine besserwisserische Arroganz durchscheinen lässt, die sich ein Normalsterblicher nicht anmaßen sollte.

Wer Schachtelsätze liebt, wird zu Beginn des Buches voll auf seine Kosten kommen, jedoch hinterher eher enttäuscht sein, weil der Autor es perfekt beherrscht, seinen so mühselig zusammengebastelten Sätzen die Pointe zu nehmen. Dieses Gefühl beschleicht den aufmerksamen Leser auch jeweils zum Ende der einzelnen Geschichten.

Das Buch ist gespickt mit angeblicher „Gesellschaftskritik“, welche jedoch teilweise so bösartig an Zeiten erinnert in denen Andersdenkende und Menschen anderer „Rasse“ (Art) verfolgt wurden.

So verwendet von Lubgast beispielsweise : „In einem Mietshaus in der Vorstadt mit in- und ausländischem Proletengezücht und deren lästiger Brut vergaß man nur allzu rasch, dass es Werte wie Anstand und Tugend überhaupt gab.“ Dieses Zitat von Lubgastes ist deshalb so vielsagend, weil es entgegen allen anderen in diesem Werk reichlich Vorhandenen, mal NICHT ökofaschistischer Natur, sondern purer Sozialdarwinismus ist.

Zu Beginn der 1. Geschichte beschleicht einen während des Lesens schon das Gefühl, dass der Autor entweder ein auf dem Dorf geborener Städter ist, der mit seinem Leben völligst unzufrieden ist, oder aber, dass er die falschen Leute kennt und am falschen Ort lebt. Diese eingängliche Vermutung wird auf Seite 16 bestätigt. Alle Menschen sind handybesessene Roboter, die nichts fühlend und nichts denkend dahin vegetieren und keinen Blick mehr für das Schöne haben. Alle, ausser seiner „Waldbekanntschaft“ und ihm.

Meines Erachtens nach ist es gut, dass dieses Buch nur über BoD erhältlich ist, da man quasi schon am Lektorat gespart hat, denn das Buch strotzt nur so vor Rechtschreibfehlern und grammatikalischen Fehlgriffen, was zwar an mancher Stelle für einen kräftigen Lacher sorgt, aber nicht aus Freude.

Die Enden so mancher Geschichten gleichen einem Schauermärchen, was zwar nicht negativ, dennoch aber so weltfremd umschrieben ist, dass es einfach keinen Spass macht weiterzulesen und sich die freie Zeit mit diesem „Werk“ zu vertreiben.

In der ersten Geschichte findet ein geplagter Stadtmensch zurück zum Wahren und Guten, was für den Autor heisst, zur unberührten Natur .

Nachdem er schon die große Liebe in Form eines Mädchens im Wald gefunden hat und „unter Drogen“ gesetzt bei Ihr bleiben will, endet diese Liebe auf eine tragische Art und Weise, die durch vorherige Erwähnung besagter Personen (Mörder) schon vorhersehbar und fad geschrieben wurde. Der Mann wird daraufhin zum Einsiedler.

Die Zweite zeigt, wie die Anonymität der Städte, Menschen in den Wahnsinn treibt. Bzw. dazu treibt Dinge zu tun, die sie nicht tun würden, wären sie von Freunden umgeben und nicht in Einsamkeit lebend, was heisst NICHT in der unberührten Natur lebend. Positiv bleibt hier zu erwähnen, dass die Schreibweise dieser Geschichte recht genial ist. Soll heissen, der Leser hat das Gefühl, jeden Gedankengang und daraus resultierende Handlungen „mitzuerleben“. Den aufmerksamen Leser wird bei dieser Geschichte das Gefühl beschleichen, dass der Autor diese einem Ghostwriter überlassen haben könnte, da sie sowohl in der Art, als auch im Stil in klarem Gegensatz zum Rest des Buches steht.

In der 3., 5. und 6. Geschichte liegt die jeweilige Pointe in der Ermordung der „schlechten“ Menschen durch höhere Mächte, um Platz zu machen für eine bessere Welt mit besseren Menschen, die sich in das Schema einfügen und sich von den höheren „Mächten“ formen lassen.

Ein junger Mann, der verdorben wie er ist, auf dem alten Schloss seines Onkels Eustachius wieder zu den alten Werten wie Tugenden und Sittsamkeit zurück“findet“, bildet den Kern der 4. Geschichte. Diese ist ausnahmsweise schon fast romantisch, wenn man all die „bösen“ und „schlechten“ Dinge weglässt, die ein normaler Jugendlicher so in seinem Leben vollbringt. Ironie ist hier sehr wichtig, um die Romantik nicht zu überlesen!

Die letzte und 7. Geschichte des Buches nimmt einen mit auf die Reise/ bzw. auf die Suche eines Jungen, der in der heutigen Welt keine „Überlebenschancen“ hat, und daraufhin seine Rettung in einer alten Sage sucht und fündig wird.

Dass von Lubgast gerade zu Beginn ein Zitat von Carl Ludwig Börne (der 1786 als Juda Löb Baruch im jüdischen Ghetto FfM geboren wurde und sich 1818 umtaufen ließ auf einen deutschen Namen ) verwendete, könnte man fast als Hohn auffassen, nachdem er im weiteren Verlauf seines Werkes mehrfach die „Ausrottung“ anders Denkender propagandiert hat.

Das bereits in Rezensionen anderweitig verwendete, aber dennoch wohl einprägsamste Zitat hierzu ist meines Erachtens nach Folgendes:

„War es früher Pflicht, seinem Lehensherren treu zu dienen und gegen allerlei Lumpenpack und Gesindel mit strenger Hand vorzugehen,  so ist es nunmehr unser oberstes Gebot, den Abschaum, der die Erde bevölkert, mit seiner nichtswürdigen Existenz besudelt und entweiht, wie einen Kakerlakenschwarm auszumerzen.“

Alles in Allem ist das ein Buch, was ich Kindern und Jugendlichen nicht empfehlen würde, da es negativ beeinflussen könnte, durch subtile Gewaltverherrlichung und das Nichtziehen moralischer Grenzen, sowie durch Wertvorstellungen, die man definitiv nicht an die Jugend weitergeben sollte.

Ina O. für hysterika.de

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