© Riverfield Verlag, Basel
ISBN 978-3-9524523-4-9
COVER:
„Freedom Bar“ entwirft eine modern-urbane Welt voller eigenwilliger und liebenswürdiger Alltagshelden, deren Wege und Sehnsüchte sich immer stärker kreuzen:
Der junge Bert Bucher sieht sich als künftiger Rockstar. Da kommt ihm der Tod seiner Großmutter gerade gelegen, so kann er in ihre leer stehende Wohnung in Freiburg ziehen und seine Karriere vorantreiben. Ein Vorhaben, das bald von der schönen Studentin Lana gestört wird.
Johann B. Grab ist Inhaber einer Buchhandlung und sehnt sich zurück in die Welt ohne Internet. Seine griechische Frau hingegen wünscht sich ein Kind, und der zeugungsunfähige Johann ist bereit, zu diesem Zweck einen Mann für sie zu suchen.
Henry Schweizer wohnt in seiner Bar, die er zu seinem persönlichen Sehnsuchtsort gemacht hat. Hier verwässern sich Sorgen im Rausch, abstruse Ideen reifen zu Taten heran und Verlierer werden zu Gewinnern.
REZENSION:
Normalerweise würde ich von einem Buch wie diesem die Finger lassen. Viel zu sehr bin ich in meinen Genre-Abgrenzungen unterwegs und lasse somit beim Schmökern lieber die Finger weg von Büchern, die keine Spannung zu garantieren scheinen.
Nun ist es jedoch so, dass ich bereits vor einigen Jahren etwas von David Bielmann gelesen habe und dabei von seiner Geschichte und dem darin befindlichen Witz sehr angetan war. Gleichzeitig überzeugte mich der Autor mit seinem schriftstellerischen Talent und eingängigen Schreibstil. Aus diesem Grund habe ich mich auch auf dieses Buch eingelassen – obwohl es doch absolut nichts interessantes zu beinhalten scheint. Geht es doch wohl lediglich um die persönlichen Erlebnisse einer Hand voll Protagonisten.
Tja, es geht tatsächlich nur um persönliche Erlebnisse einiger Personen. Diese Personen scheinen auf den ersten Blick auch nicht wirklich interessant zu sein: Ein Möchtegern-Rockstar, der viel zu oft seine Akkorde vergisst; ein Buchhändler, dessen Laden mehr schlecht als recht läuft und darüber hinaus zeugungsunfähig dem Kinderwunsch seiner geliebten Frau entgegensteht und der Inhaber der amerikanisch angehauchten „Freedom Bar“ und seinem Traum der großen, weiten Welt, ohne jedoch den Schneid zu haben, den Fuß außerhalb Freiburgs zu setzen.
Klingt alles sehr langweilig: Keine Mörder, keine Psychopathen, kein Science Fiction, kein Horror.
Aber: David Bielmann schaffte es erneut mit seinem intensiven Stil das Leben dieser Personen außerordentlich interessant zu gestalten und ich war erstaunt, wie sehr mich dieses Werk von ihm gefesselt hat. Man taucht in sehr persönlich wirkende Leben unterschiedlicher Personen ein und lernt deren Gedanken und Intentionen bis ins Detail kennen. Ein sehr außergewöhnliches Werk voll Dramatik und Liebe zum Leben. Gleichzeitig eine unterschiedliche Darstellung auf der Suche nach dem täglichen Sinn.
Wahrlich ein absolut eingängiger, interessanter und doch spannend scheinender Geheimtipp, dessen Inhalt ohne jegliche Klischees auskommt und wohl gerade deshalb den Leser fesseln kann. Diesmal eben ohne Kriminalfall, Mörder und Ähnlichem – einfach eine rundum glaubwürdige Darstellung der Sehnsüchte, Träume und Erlebnisse verschiedener Charaktere, deren einziger gemeinsame Nenner das Wohnen unter einem Dach ist.
Dieses Werk kann definitiv nur empfohlen werden.
Jürgen Seibold/17.07.16
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