Danny Leigh: Die Seele des Bösen

Originaltitel: The Monsters of Gramercy Park

Übersetzung: Sophie Kreutzfeldt

Deutsche Erstausgabe September 2006

c 2005 Danny Leigh

c 2006 der deutschsprachigen Ausgabe: Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co.KG, München

ca. 460 Seiten / 14,50 €

COVER:

Lizbeth ist eine hypersensible, erfolgsverwöhnte Kriminalschriftstellerin, deren blutrünstige Morde das Entzücken einer großen Leserschaft sind. Oder jedenfalls waren. Denn plötzlich läuft alles schief, und Lizbeth zweifelt an ihren erfundenen Thrillern. Ab sofort wird sie sich mit echten Verbrechern befassen. Ihre Wahl fällt auf den jungen, charismatischen Gangsterboss Ulysses, der wegen mehrfachen Mordes im Hochsicherheitstrakt eines Gefängnisses dahinvegetiert. Sie beantragt eine Besuchserlaubnis, und die wird tatsächlich erteilt. Denn auch die Gefängnisse in den USA brauchen Public Relations, und das Interesse der berühmten Schriftstellerin kommt dem Gefängnisdirektor gerade recht. Und so nimmt ein spannendes psychologisches Drama seinen Lauf.

Danny Leigh wurde 1972 in Edinburgh geboren. Er war Musiker und Filmkritiker in London und lebt heute in Howe. Sein erster Roman “The Greatest Gift” erschien 2004.

REZENSION:

Nachdem sich die Romane der erfolgsverwöhnten Autorin Lizbeth Grenne mehr und mehr in Richtung Belanglosigkeit zu entwickeln scheinen und ihre Schöpfungskraft merklich nachlässt – sie sogar an sich selbst zu zweifeln beginnt, wendet sich Lizbeth realen Verbrechen zu, in der Hoffnung damit diesem Umstand zu entgehen und neue Impulse zu erhalten.

Dabei stösst sie auf den Fall des Gangführers Wilson Ulysses Valez, der wegen mehrfachen Mordes im Hochsicherheitstrakt eines Gefängnisses dahinvegetiert.

Um dessen Geschichte zu erzählen, beantragt sie eine regelmäßige Besuchserlaubnis, die ihr aufgrund ihrer Berühmtheit und der Sucht nach positiver Public Relation des Gefängnisdirektors auch gewährt wird.

Ab dem ersten Treffen zwischen der Autorin und dem Mörder zeigt Danny Leigh seine gesamte Schaffenskraft als richtungsweisender Autor und lässt ein psychologisches Kammerspiel entstehen, wie man es schon lange nicht mehr lesen konnten.

Die regelmäßigen Treffen und Gespräche lenken den Leser in die persönlichen und seelischen Abgründe beider Protagonisten und offenbaren Hintergründe, die den Leser gefesselt und voller Erwartung an das Buch fesseln. Dabei schafft es Danny Leigh spielerisch und ohne allzu dramatische Ereignisse (wie sie sonst oft in Thrillern üblich sind) eine Beziehung zwischen den beiden aufzubauen, die sich immer tiefer in die Köpfe einbrennt und viele Fragen eröffnet. So etwas ähnliches gab es in dieser Intensität zuletzt in der Beziehung zwischen Starling und Lector in “Das Schweigen der Lämmer”.

Man ist als Leser hin- und hergerissen und jedesmal über den weiteren Verlauf der Geschichte überrascht. Gleich dem Weg in einem Irrgarten zweigt die Geschichte mehrmals ab und jede gedachte Vorhersagbarkeit wird ad absurdum geführt – dies zieht sich komplett durch das gesamte Buch, bis zu einem Ende, bei dem man noch einige Zeit mit offenem Mund und intensiven, sehr wechselhaften Gedanken in aller Stille vor dem Buch sitzt.

Danny Leigh legte mit “Die Seele des Bösen” eine Komposition vor, die den Begriff “Psycho” zu Recht trägt. Man kann sich der Intensität seines Plots nur sehr schwer entziehen und es wird mit Sicherheit sehr lange dauern, bis jemand dieses Werk vom Psycho-Thron stürzen kann.

Jürgen Seibold/15.03.2007

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