Christoph Scholder: Oktoberfest

c 2010 Droemer verlag

ca. 604 Seiten / 19,95 €

COVER:

Karl Romberg und Werner Vogel sind seit Jahren enge Geschäftspartner – und außer sich vor Freude. Mit ihrem Logistikunternehmen haben sie einen Riesenauftrag an Land gezogen: die Belieferung der Wiesn-Zelte mit frischen Fleischwaren – ein Megageschäft! Doch niemals hätten sich Romberg und Vogel träumen lassen, in was für einen Alptraum sie damit geraten. Denn während sie noch über die Anschaffung neuer Kühllaster nachdenken, hat General Oleg Blochin seine Planungen längst abgeschlossen. Seine Truppe russischer Elitesoldaten zeichnet sich durch Skrupellosigkeit, hervorragenden Trainingsstand und neueste Militärtechnik aus. Jahrelang hat Blochin sich auf das Kommandounternehmen vorbereitet, er sehnt den Tag X geradezu herbei – den Tag seiner Rache.

Das Verhängnis nimmt seinen Lauf: Wie immer tummeln sich Zehntausende auf dem Oktoberfest, und Werner Vogel genießt am Nachmittag des zweiten Wiesn-Sonntags eine frische Maß in einem der Zelte. Doch seine Freude weicht schnell dem Schrecken. Um 17:56 Uhr befiehlt Blochin seiner Truppe, das erste Zelt abzuriegeln und mit einem Narkosemittel zu begasen. Zwanzig Minuten später geht beim Münchner Oberbürgermeister, beim Polizeipräsidium und beim Ministerpräsidenten ein Fax ein, in dem ein anonymer Absender erklärt, das Oktoberfest befinde sich in seiner Gewalt. Sämtliche Bierzelte seien mit Giftgas bestückt, 70.000 Menschen ab sofort seine Geiseln. Das geforderte Lösegeld ist exorbitant: zwei Milliarden Euro in Form von 150 Kilogramm ungeschliffenen Rohdiamanten. Sollte diese Forderung nicht erfüllt werden, werde tödliches Nervengas in die Zelte geleitet. Fassungslosigkeit macht sich in der bayerischen Staatskanzlei breit, ratlos wird Berlin um Hilfe gebeten. Und dort kennt man nur eine Antwort auf einen solchen Terroranschlag: Wolfgang Härter, Kapitän zur See, verdeckter Operateur beim Militärischen Abschirmdienst, ein Mann, dessen Name auf keiner Telefonliste steht – und ein Mann, den General Blochin bei seinen peinlich genauen Planungen nicht einkalkuliert hat ….

REZENSION:

Bei diesem Buch habe ich ein klein wenig das Gefühl, dass hier aufgrund des Herausgabezeitraums (kurz vor unsrer Wiesn) der Fokus der Kritik eher auf das Thema als auf den Inhalt des Werkes fokussiert worden ist.

Für mich ist das normalerweise kein Problem – das ist natürlich Marketing pur!

Was für mich aber eher ein Problem darstellt, ist die Oberflächlichkeit unserer Zeit – und insbesondere, wenn es sich hierbei um hohe Beamte handelt, die sich um andere Themen kümmern sollten, als um einen fiktiven Thriller.

Man kann ein Buch nur aufgrund seines Titels und seiner Beschreibung nicht als pietätlos abtun – insbesondere, wenn man das Buch (wie sich im weiteren Verlauf des Artikels in einer Tageszeitung herausstellen sollte) nicht mal gelesen hat.

Hier gibt es einfach ein paar Regeln, die man beachten sollte:

1. Man sollte keine Kritik üben, ohne den Inhalt zu kennen.

2. Thriller sind fiktive Geschichten! Das ist sehr wichtig zu wissen, da man sonst auch das Vernichten des Weiße Hauses durch Außerirdische als Pietätlos betrachten müsste.

3. Was am Wichtigsten ist: Dieser Person entgeht ein waschechter Thriller, wie man ihn nur selten findet.

Christoph Scholder spielt in seinem Erstlings(!!)-werk mit allen Möglichkeiten, die das Genre bietet. Irgendwie erinnert sein Roman an eine Mischung aus Jason Bourne und Stirb Langsam. ich rechnete jeden Augenblick mit einem augenzwinkernden John McClane, der den Attentätern zeigt wo der Hammer hängt.

Ich bin mir nicht mehr ganz sicher, welche Buchstaben ich in diesem Jahr bereits verschlungen habe – Oktoberfest ist jedenfalls eins der besten Werke, die ich im gesamten Jahr innerhalb des Thrillergenres genießen durfte – und ich bin mir sicher, dieses Buch noch öfter zur Hand zu nehmen.

Ein absolut stimmiger, glaubwürdig erzählter und durchweg spannender Thriller mit Hauptdarstellern, denen ich jede Handlung abnehmen würde.

Das absolute Werk des Jahres 2010 und auch nach dem Oktoberfest genießbar.

Nebenbei erwähnt: Es stimmen auch die kleinen Details: Das Oktoberfest wird greifbar und auch die kleinen bayrischen Kleinigkeiten sind vorhanden – endlich mal ein Autor, der Münchner ohne “e” schreibt (NICHT: MünchEner!!!). Wie man erfreulich feststellen kann, wird das konsequent durchgezogen und selbst der Verlag übernahm das in seiner Coverbeschreibung. Ich weiß, das ist nur eine Kleinigkeit – aber ich  finde sowas schön in einem “hochdeutsch” geschriebenen Roman.

Jürgen Seibold/15.11.2010

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*