Cawdron, Peter: Habitat

Originaltitel: Retrograde

Aus dem Englischen übersetzt von Bernhard Kempen

Deutsche Erstausgabe 02/2019

©2016 by Peter Cawdron

©2019 der deutschsprachigen Ausgabe und der Übersetzung by Wilhelm Heyne Verlag, München

ISBN 978-3-453-31963-9

ca. 350 Seiten

COVER:

Die Menschheit hat ihren Fuß auf den Mars gesetzt. Die neue Habitatsiedlung „Endeavor“ wird als Triumph des menschlichen Forscherdrangs gefeiert. Einhundertzwanzig Wissenschaftler, Techniker und Astronauten aus aller Herren Länder arbeiten hier. Eine von ihnen ist die junge und engagierte Mikropaläobiologin Liz, die sich wie ihre Kollegen dazu verpflichtet hat, zehn Jahre auf dem Mars zu leben und zu forschen, um den Roten Planeten für die Menschheit bewohnbar zu machen. Doch dann bricht auf der Erde Krieg aus, die Funksignale verstummen und die Versorgungslieferungen zum Mars werden unterbrochen. Nun sind die Kolonisten auf sich alleine gestellt. Misstrauen macht sich unter den verschiedenen Nationen breit. Wer hat den Krieg auf der Erde begonnen? Welches Land ist schuld, dass die Forscher nun auf dem Mars gefangen sind? Liz stößt schon bald auf erste Ungereimtheiten, und dann gibt es einen ersten Toten …

REZENSION:

In Peter Cawdrons neuestem Science-Fiction-Roman befinden wir uns auf dem Mars. Dort befindet sich seit einiger Zeit eine Kolonie, deren Sinn und Zweck die Erforschung und Vorbereitung des unwirtlichen Planeten auf weitere Siedler des Planeten Erde ist.

Die gesamte Forschungseinrichtung besteht aus mehreren Modulen, die gleichzeitig aus unterschiedlichen Nationen bestehen. Der Ursprung ist natürlich die Zusammenarbeit der jeweiligen Institutionen auf der Erde, um ein solches Projekt überhaupt stemmen zu können.

Die Module sind zwar alle miteinander verbunden, dennoch spiegeln sie eine gewisse Trennung wieder – dies wirkt leider analog zu unserem Planeten: Es gibt in der Kolonie somit Eurasien, China, Russland und die Vereinigten Staaten.

Diese Vorgehensweise ist der einzige Kritikpunkt, die ich dem Autor vorwerfen muss  obwohl: Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass dies auch exakt so vorgenommen wird. Ganz unabhängig, wie umfangreich das Gesamtprojekt ist und dass dieses auch nur gemeinsam gestemmt werden kann.

Cawdron macht es sich damit ein wenig einfach, damit er seine Geschichte, die recht schnell Fahrt aufnehmen wird, in der dafür vorgesehenen Spur laufen lassen kann.

Wie die Bewohner auf dem Mars erfahren müssen, zerfleischt sich die Erde durch einen weltweit großangelegten Atomkrieg. Die Bewohner auf dem Mars bekommen nur rudimentäre Informationen und sind dann von weiteren Nachrichten des blauen Planeten abgeschnitten. Die Kommunikation als auch die weitere Versorgung ist eingestellt oder nicht mehr vorhanden, die eigenen Gedanken übernehmen das Zepter.

Da die Kolonisten keine genauen Informationen haben, sind sie sich auch nicht über verlorene Familienmitglieder, Freunde, etc. sicher. Dementsprechend beginnen sie auf menschliche Art zu spekulieren. Darüber hinaus beginnt eine teilweise Abschottung, da sich jeder die Frage stellt, wer diesen Krieg auf der Erde begonnen hat.

Der dezent aufkommende Rassismus in der engen Enklave lässt den Leser mit dem Schlimmsten rechnen. Peter Cawdron führt dies auch geschickt und etwas länger aus. Bereits jetzt würde der Roman ganz gut für eine gepflegte Unterhaltung sorgen – auf Dauer aber wohl etwas zu vorhersagbar, da sich wohl die Einwohner immer mehr mit Vorurteilen beschimpfen und wohl dann mit gegenseitigem Bekriegen beginnen.

Erfreulicherweise dreht sich jedoch der Plot zugunsten der Story. Hierzu möchte ich nichts weiter sagen, da der Twist doch ein klein wenig überraschend ist und der Feind sich doch als etwas anderes darstellt.

Peter Cawdron führt sehr viele technische Details in seine spannende Geschichte ein. Dies aber rundum auf eine absolut glaubwürdige und plausible Art und Weise. Ob das alles möglich ist, entzieht sich meiner Kenntnis – nichts desto trotz konnte ich jedem einzelnen Aspekt trotz fehlendem technischen Know How in diesem Sektor absolut problemlos folgen und somit auch als gegeben hinnehmen.

Übrigens kann man dem Nachwort entnehmen, dass sehr wohl alles plausibel ist und einem technischen Stand entspricht, der sich in spätestens 50 Jahren darstellen würde, wenn man dem Ziel der Marsbesiedelung weiter mit Nachdruck folgt.

Der Plot selbst ist eine gelungener Unterhaltungsroman, der insbesondere durch die Drehung des Plots seine Kraft zieht. Dieser Drall entsteht genau zum richtigen Zeitpunkt und somit ist man als Leser weiterhin voller Euphorie bei den Erlebnissen auf dem fernen Planeten dabei.

Habitat ist ein gelungener und recht spannender SF-Roman mit einem sehr interessanten Setting und einer darüber hinaus glaubwürdigen Geschichte.

Jürgen Seibold/25.08.2019

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