Originaltitel: Shattered Icon
Übersetzung: Claudia Tauer
Deutsche Erstausgabe Juli 2007
c 2003 by Bill Napier
c 2007 der deutschsprachigen Ausgabe bei Knaur Taschenbuch
ca. 415 Seiten / € 7,95
COVER:
Der Buchhändler Harry Blake wird von einem reichen Lord gebeten, ein verschlüsseltes, 400 Jahre altes Manuskript zu enträtseln. Es scheint sich um ein Tagebuch zu handeln, das eine Expedition des Abenteurers Sir Walter Raleigh in die Karibik schildert. Das Ziel: der mysteriöse “Längengrad Gottes”. Als sein Auftraggeber ermordet wird, begreift Blake, dass in dem Dokument ein dunkles Geheimnis verborgen sein muss.
In einem Wettlauf gegen die Zeit kommt Blake einer unglaublichen Verschwörung auf die Spur.
REZENSION:
Bill Napier legt mit seinem gut recherchierten Werk “Der 77. Grad” einen Thriller der etwas anderen Art vor.
Im Gegensatz zu anderen Mysterythriller-Autoren teilt er seinen Plot geschickt in zwei zeitlich unterschiedlich aufgehängte Erzählebenen. Zum einen geht es um den Buchhändler Harry Blake, der ein verschlüsseltes, 400 Jahre altes, Manuskript enträtseln soll, und zum anderen um eben den Inhalt dieses Manuskriptes, bei dem es sich um das Tagebuch eines jungen Schotten namens Ogilvie handelt, der hierin seine Erlebnisse auf dem Schiff bzw. der Expedition von Sir Walter Raleigh darstellt.
Durch diese Zweiteilung befindet man sich entweder in der Gegenwart, auf der atemberaubenden Suche nach einer einmaligen Ikone, oder am Anfang des 16. Jahrhunderts auf der Reise in die Neue Welt.
Diese beiden unterschiedlichen Erzählstränge sind von Bill Napier sehr detailliert und bestens recherchiert dargestellt und lassen weder die Spannung noch den notwendigen Thrill missen.
Seine Geschichte entwickelt sich mehr und mehr zu einer Mischung zwischen Thriller und Krimi, durchwoben von den historisch sehr interessanten Erzählungen des jungen Oglivie. Es entsteht eine klassische Schatzsuche, wie sie in vielen Büchern dieser Art dargelegt wird, die aber trotzdem den Leser durch die flüssige und eingängige Erzählweise bei der Stange halten und zum Umblättern zwingen kann.
Im Laufe der Geschichte dreht Napier mehr und mehr den Schalter in Richtung eines Agenten-Thrillers, was ein wenig die Glaubwürdigkeit verlieren lässt. Nichts desto trotz sind insbesondere die historischen Parts beinahe ein eigenes Buch wert, da Oglivies Tagebuch sehr detailliert und hochgradig interessant gezeichnet ist und auch keinerlei Spannung vermissen lässt. Dessen Reisebeschreibung wäre beinahe ein eigenes Buch wert.
Somit bleibt mit “Der 77. Grad” ein gut abgerundetes, unterhaltsames und spannendes Werk, das wohl nicht zu den Blockbustern des Genres zählen wird, aber trotzdem für einige erfreuliche und angenehme Lesestunden sorgen kann.
Jürgen Seibold/28.10.2007
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