AP Glonn: Die andere Seite der Realität

© 2014 Luzifer-Verlag Steffen Janssen, Bochum

Roman, 528 Seiten

ISBN: 978-3-943408-40-9

Cover:

London 1888. Als Inspector Seth Aspen in Whitechapel über eine Frauenleiche stolpert, ist das erst der Auftakt einer ungeheuren Mordserie, welche ganz London erschüttert. Der Mörder scheint ein nicht fassbares Phantom, von der Presse bald als ›Jack the Ripper‹ betitelt. Um ihn zu stellen, verfolgt Aspen den Täter quer über den Atlantik, durch die USA und Kanada und darüber hinaus – zur anderen Seite der Realität … nach Innes, einer Welt, aus welcher der Ripper seine Macht schöpft. Obwohl selbst als Fremdling verfolgt, bleibt ihm Aspen auf den Fersen; mit nur einem Ziel: Den Ripper zu finden – koste es, was es wolle.

Rezension:

Absolut unbedarft und gänzlich frei von vorherigen Informationen wendete ich mich dem Buch „Die andere Seite der Realität“ von AP Glonn zu.

Besagte Autorin führt einen dann sogleich in ein sehr detailliert erzähltes London im ausgehenden 19. Jahrhundert – in die Zeit des sagenumwobenen Frauenmörders Jack the Ripper.

Man spürt förmlich den Dreck der Stadt, die Düsternis des Viertels und das verklemmte Denken der damals lebenden Menschen. Immer mehr taucht man in einen genial erzählten Krimi über die Jagd nach Jack The Ripper ein…

Wie gesagt: Ich war absolut unvorbereitet und somit völlig überrascht, als sich der interessant erzählte Krimi plötzlich komplett wendet und man sich als Leser in einer anderen Welt befindet. Hierdurch benötigte ich erst einige Seiten, um diesem Gedankengang folgen zu können; vorbei war es mit dem verdreckten London – befinden wir uns doch plötzlich in einer anderen, sehr phantastisch und farbenfroh anmutenden Welt mit einer durchweg recht offenen Sichtweise.

Dem Jack-The-Ripper-Jäger namens Seth Aspen geht es dabei sehr ähnlich, da sein viktorianisches Weltbild absolut erschüttert wird.

Als Leser muss man diesen Schwenk in das Phantastische erst einmal  verdauen – lässt man sich aber darauf ein, erkennt man sehr schnell, dass hier AP Glonn der Jagd nach Jack The Ripper völlig neue Facetten verleiht und diesen typischen Kriminalfall virtuos in eine Phantasy-Welt zu integrieren weiß.

Ein klein wenig enttäuscht war ich schon für eine kurze Zeit, da das alte London vor meinen Augen auferstanden ist und ich das Gefühl hatte, Seth Aspen auf seiner Jagd durch das düstere Viertel Whitechapels zu begleiten. Nichts desto trotz sorgte dieser Twist dafür, dass am Ende dieser Roman nicht einfach nur eine weitere Jack-The-Ripper-Erzählung nach dem üblich vorherrschenden Krimischema geworden ist. Allein dafür ziehe ich meinen Hut und konnte die Enttäuschung beiseite schieben.

Alles in allem ist „Die andere Seite der Realität“ ein gelungener und sehr empfehlenswerter Brückenschlag vom Krimi zum fantastischen Roman, was zum einen die Kreativität der Autorin zeigt und zum Anderen die Leser vom Schubladendenken befreien kann.

Jürgen Seibold/16.12.2014

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