Originalausgabe Dezember 2014
© 2014 Knaur Taschenbuch
ISBN: 978-3-426-51540-2
Beschreibung:
München, 2120: Hundert Jahre nach dem großen Sterben, dem beinahe die gesamte Menschheit zum Opfer fiel, ist von dem Wohlstand der Stadt wenig übrig. Zerstörte Häuser, Müll und Dreck in den Straßen und Skelette in der U-Bahn, so präsentiert sich MUC, wie die Stadt mittlerweile heißt, der Kletterkünstlerin Pia.
Pia ist auf der Suche – nach ihrem Bruder, der vor Jahren verschollen ist, und nach Antworten. Denn das große Sterben haben nur Rothaarige überlebt, ihre Haare jedoch sind pechschwarz. Aber MUC ist kein Ort des Wissens und der Freiheit mehr, sondern eine gnadenlose Diktatur. Pia muss sich entscheiden, ob
sie auf der Seite der Unterdrücker oder der Unterdrückten stehen will.
Rezension:
Endzeitromane sieht momentan scheinbar sehr in, da sie wie Pilze aus dem Boden sprießen. Die meisten davon handeln von Zombies und spielen hauptsächlich weit weg – gerne in den Staaten. Nun hat sich Anna Mocikat in ihrem Debutroman ebenfalls einer Dystopie angenommen und möchte in diesem Genre ein Wörtchen mitreden.
Im Gegensatz zu anderen Werken dieses Genre bleibt sie jedoch in heimischen Gefilden und baut ihre Dystopie einfach in der bayerischen Hauptstadt auf. Allein dadurch entstand bei mir ein sehr hohes Interesse, diesen Roman zu lesen – bin ich doch selbst aus dieser Gegend, womit man den sonst vorherrschenden Abstand zum Buchinhalt abbauen kann.
Der Erzählstil Anna Mocikats ist sehr einfach gehalten. Durch diesen Umstand lässt sich das Buch sehr fließend lesen und ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass es damit auch eine Brücke schlagen kann zwischen einem Jugendbuch und einem immer noch interessant wirkenden Buch für die etwas ältere Klientel.
Hauptsächlich lebt das Buch von der Reise Pias aus den Bergen in das sagenumwobene MUC –hier macht das Buch wirklich sehr viel Spaß und dort entsteht auch ein wenig Spannung, als Pia sich zuerst Wölfen stellen muss, um dann in einem Städtchen brutalen Hinterwäldlern gegenüber zu stehen.
Die Beschreibung der Reise lässt ansässige sehr gut den Weg erkennen, auch wenn die Autorin beschreibend tätig ist und nicht die Namen nennt. Ist natürlich klar, dass Pia den Namen des Sees mit den zwei Inseln nicht mehr kennen kann – sind ja seit dem großen Sterben mittlerweile 100 Jahre vergangen und sie ist in einem kleinen Dorf in den Bergen aufgewachsen.
MUC selbst trennt sich in drei Bereiche: Die Einwohner des Untergrunds, die Einwohner der Stadt und die regierenden in der Hochstadt.
Pia selbst ist leider ein wenig zu naiv in ihrer Vorgehensweise und die Spannung verliert sich etwas. Das Buch lebt durchweg von der bekannten Umgebung – was mich auch dazu bewogen hat, weiter dran zu bleiben.
So nach und nach entstand dann jedoch eine Liebesgeschichte, die in meinen Augen nicht unbedingt hätte sein müssen – insbesondere, da Pia sich auch dort sehr naiv verhält. Zum Ende hin bleiben leider einige Fragen offen. Ganz besonders die Auflösung der Handlung einer Person, die sich zwiespältig verhalten hat, zum Ende hin aber plötzlich einfach verschwunden ist. Hier beginnt man zu überlegen, was er vorhat – leider ist er dann einfach nicht mehr da…
Alles in allem ist MUC aber ein ganz gutes Debüt und insbesondere die frische Idee, eine Dystopie einfach mal in unsere Gefilde zu legen, ist gelungen.
Etwas mehr Spannungsspitzen hätten der Geschichte nicht geschadet – trotzdem ein ganz guter Roman, der es schafft den Leser einfach einigermaßen gut zu unterhalten.
Jürgen Seibold/29.01.2015
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