Andreas Laudan: Pharmakos

Originalausgabe Mai 2009

Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG

c Andreas Laudan

Ca. 254 Seiten / € 8,95

COVER:

Deutschland 2019: Der Sozialstaat steht kurz vor dem Zusammenbruch; mehr als zehn Millionen Menschen sind arbeitslos, und ein großer Teil der Bevölkerung ist verarmt. Vor dem Hintergrund horrender Steuern und Sozialabgaben hat eine inoffizielle Organisation begonnen, Sozialhilfeempfänger bei Krankenhausaufenthalten durch Verabreichung eines Giftes zu töten. Volker Kühn, ein ehemals erfolgreicher Kundenberater, ist zum Sozialfall geworden und wird im städtischen Krankenhaus Opfer dieser „Behandlung“. Durch einen Zimmergenossen erfährt er, dass er das Gift bereits erhalten und nur noch wenige Stunden zu leben hat. Er flieht aus der Klinik und versucht, verfolgt von den Agenten des mörderischen Systems, die ungeheuerliche Wahrheit publik zu machen. Ein schockierender Thriller, der hoffentlich niemals Wirklichkeit werden wird.

REZENSION:

Nach dem ich gerade mal das zweite Buch von Andreas Laudan namens „Das weisse Mädchen“ voller Begeisterung geschlossen habe, wendete ich mich ob der hoch angesiedelten Qualität seines etwas dickeren Kriminalromans unverzüglich seinem ersten Roman „Pharmakos“ zu. Sicherlich, da die Hoffnung bestand, auch hier nicht enttäuscht zu werden. Erfreulicherweise hat Andreas Laudan bereits in diesem Werk gezeigt, zu was er als Autor fähig ist. PHARMAKOS ist zwar erheblich dünner, jedoch nicht weniger spannend und aufreibend.

Laudan lässt den Leser mit diesem Thriller nahezu in Echtzeit mitfiebern und baut nebenbei eine leicht in der Zukunft angesiedelte, verstörende und leider durchweg glaubhafte, volkswirtschaftliche Möglichkeiten ein, die zum Nachdenken anregen und den Leser am Ende beinahe paralysiert alleine lassen.

Simpel gesagt, gibt es in der nahen Zukunft ein Medikament, mit dem unerwünschte Individuen auf leichteste Art und Weise das Zeitliche segnen müssen. Als unerwünschtes Individuum zählt man bereits, sobald man Arbeitslos wird und die Sozialkasse zu beanspruchen gezwungen ist. Bekommt man dann auch noch als vermeintlicher „Sozialschmarotzer“ eine langwierige oder gar unheilbare Krankheit, die nur noch weitere gesellschaftliche und aus Sicht einer sehr radikalen Gruppierung zusätzlich unnütze Kosten zur Folge hätte, ist das eigene Leben mit ziemlicher Sicherheit besiegelt.

Dumm nur, wenn ein Patient dies spitz bekommt und aus der Klinik ausbricht. In einem rasanten Katz- und Maus-Spiel begleiten wir sogleich Volker Kühn auf der Suche nach Hilfe und Erlösung, da er bereits das Medikament in sich hat und nur noch einige Stunden zu leben haben wird.

Wie man bereits an dieser sehr kurzen Erklärung feststellen kann, handelt es sich um einen sehr sozialkritischen und starken Tobak, den uns dieser neue Autor kredenzt. Die Geschichte ist absolut spannend erzählt und man vergisst beinahe die Welt um sich herum, da man von der rasanten Geschichte ähnlich gefesselt ist, wie bei anderen Erzählungen, die ebenfalls in einer Art Echtzeit dargestellt werden und ohne jegliche Längen erzählt sind.

Ein absolut genialer und nachdenklich stimmender Thriller, der nicht nur innerhalb des Genres bekannt sein müsste – vielmehr besteht die Gefahr, dass PHARMAKOS etwas aufzeigt, was sich in der realen Welt langsam bereits ab zu zeichnen beginnt – somit kann es nicht schaden, wenn jeder des Lesens Mächtige sich einmal diesem kurzen aber knackigen Thriller zuwendet.

Jürgen Seibold/18.06.2011

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