© Piper Verlag GmbH, München/Berlin 2015
ISBN 978-3-492-97104-1
COVER:
Seit tausend Jahren schicken die intelligenten Maschinen der Erde lichtschnelle Sonden zu den Sternen. Sie sind auf der Suche nach den Hinterlassenschaften der Muriah, der einzigen bekannten und längst untergangenen Hochkultur in der Milchstraße. Bei der Suche helfen die Mindtalker, die letzten sterblichen Menschen auf der Erde – nur sie können ihre Gedanken über lichtjahrweite Entfernungen schicken und die Sonden lenken. Doch sie finden nicht nur das technologische Vermächtnis der Muriah, sondern auch einen alten Feind, der seit einer Million Jahren schlief und jetzt wieder erwacht.
REZENSION:
Wir befinden uns etwa 6.000 Jahre in der Zukunft auf unserer Erde, die nur noch von etwa 4 Millionen Menschen besiedelt ist. Diese sind dafür unsterblich und verlassen sich auf die intelligenten Maschinen des Clusters. Bei einigen Menschen gelingt jedoch die Umwandlung in einen ewig Lebenden nicht und diese werden vom Cluster zu Mindtalkern gewandelt. Diese Mindtalker können vom Cluster zu jedem beliebigen Planeten des Weltraums transferiert werden und unterstützen die Maschinen bei der Suche nach den Muriah.
Im Buch treffen wir hauptsächlich auf den Mindtalker Adam, der im Laufe der Geschichte auf die Unsterbliche Evelyn trifft und dabei durch ihre eigene Skepsis den Maschinen gegenüber mehr und mehr selbst verwirrt wird. Kann es sein, das die Herrschaft der Maschinen bereits einen Status erreicht hat, der nicht mehr wirklich den Menschenzielen entspricht?
Andreas Brandhorst nimmt uns in „Das Schiff“ auf eine sehr philosophische Reise mit und verzichtet dabei auf Weltraumschlachten und auf nahezu jegliche, actionlastige Kampfhandlung.
Er lässt uns vielmehr sehr tief in die Welt seiner Protagonisten eintauchen und führt uns Leser zielgerichtet an seine visionären Gedanken und Ideen heran.
Anfangs fiel es mir ein wenig schwer, das Buch sogleich zu mögen, denn Brandhorst bewirft seinen Leser mit einer unerschöpflichen Vielzahl an technischen Begriffen, die mich persönlich immer wieder ein wenig ins Stocken brachten. Ich bin mir immer noch nicht ganz sicher, ob diese erfundene Detailverliebtheit unbedingt sein muss oder doch dem Lesefluss und der außerordentlich gut konstruierten Geschichte ein wenig schadet. Nun, ich folgte der Story trotzdem und ich bin erstaunt, mit welcher Leidenschaft Brandhorst seine eigene Zukunftswelt darstellen kann, ohne Rücksicht auf momentan vorhandene Techniken zu nehmen: Alles ist scheinbar komplett von ihm erfunden und doch plausibel dargelegt.
Die Geschichte selbst ist sehr tiefgehend und die dahinter befindliche Philosophie regt nicht nur zum Nachdenken an, sondern klingt auch durchweg plausibel und man kann nur noch hoffen, dass wir uns nicht bereits auf dem Weg dorthin befinden.
Alles in allem ein sehr technikverliebter aber dennoch perfekt konstruierter Science-Fiction-Roman mit einer klaren Botschaft an uns Menschen, was den Leser ein wenig nachdenklich zurücklässt.
Jürgen Seibold/05.10.2015
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