Andreas Brandhorst: Das Erwachen

“ alt=““ width=“199″ height=“300″ /></a>©Piper Verlag GmbH, München 2017

ISBN 978-3-492-06080-6

ca. 736 Seiten

COVER:

Kenia. Ein unscheinbarer Computer wird von einem Virus befallen. Ein kleines Programm, das sich rasend schnell im Internet ausbreitet und unzählige Rechner auf der ganzen Welt miteinander vernetzt. Überall kommt es zu Störfällen, die Stromversorgung bricht zusammen. Alles, was am Internet hängt, gerät außer Kontrolle. Die Regierungen beschuldigen sich gegenseitig, die Staaten geraten an den Rand eines globalen Krieges. Der Hacker Alex Krohn und seine Verbündete Giselle suchen nach einem Weg, das Virus aufzuhalten. Doch dabei entdecken sie etwas viel Größeres: Der Moment, vor dem die Wissenschaftler immer gewarnt haben, ist gekommen – die erste Maschinenintelligenz ist erwacht …

REZENSION:

Es gibt eine ganze Reihe an Büchern und Filmen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, auf Basis der aktuellen Forschungen den mahnenden Finger zu heben. Teilweise gut verkleidet als dystopische Werke, teilweise sehr detailverliebt und erklärend. Viele davon konnten mich zwar sehr gut unterhalten, dennoch konnten sie die auftretende Gefahr nicht ausreichend genug widerspiegeln, um den mahnenden Finger im Gedächtnis des Lesers bzw. Betrachters bei zu behalten.

Nun nimmt sich Andreas Brandhorst dem Thema der Maschinenintelligenz an. Bisher eher bekannt als herausragender Science-Fiction-Autor schweift er mit seinem neuesten Werk namens „Das Erwachen“ in das Genre des Thrillers ab.

Brandhorst ist mir dabei bekannt als ein Autor, der sich die Arbeit nicht allzu einfach macht. Dementsprechend gut sind sämtliche seiner Werke recherchiert und ich fragte mich oft, warum er sich für seine Zukunftsszenarien soviel Mühe macht – könnte er doch einfach alles erfinden, wie er es denn möchte. Wohl deshalb sind seine SF-Romane jedoch so angesehen, wirkt doch seine Technik und insbesondere die von ihm jeweils verbreiteten philosophischen Gedanken sehr dicht gewebt und klar herausgestellt.

Nun also ein Roman, der in etwa in unserer Zeit spielt und dabei die technische Abhängigkeit innerhalb eines Thrillers zum Thema hat.

Mal davon abgesehen, dass die reinen Thriller-Elemente dem Genre entsprechen und dadurch ab und an vorhersehbar sind, wirkt „Das Erwachen“ insbesondere durch die detaillierte Ausführung Brandhorsts in Bezug auf die Entstehung der Maschinenintelligenz und ganz besonders unserer Abhängigkeit zur heutigen Technik.

Man könnte sich eigentlich ruhig zurücklehnen und sich keine Gedanken darüber machen, wenn plötzlich in der Vielzahl an vernetzten Rechnern ein Virus dafür sorgt, dass sich eine Maschinenintelligenz bildet. Wenn man jedoch ein klein wenig mehr darüber nachdenkt – wozu dieses Buch hervorragend hilft – erkennt man sehr deutlich, dass sich erheblich mehr dahinter verbirgt als lediglich ein eventuell nicht mehr vorhandenes Internet. Sind doch mittlerweile fast alle von uns genutzten Geräte, Verkehrsnetze, Kraftwerke und vieles mehr miteinander verbunden – welche Macht würde dadurch entstehen, wenn diese plötzlich jemand autark steuern könnte? Noch schlimmer: Was wäre, wenn es sich dabei um eine lernende Maschine handelt, die nicht wirklich Rücksicht auf die auf diesem Planeten lebende, menschliche Spezies nehmen muss.

Brandhorst lässt einen dementsprechend mitfiebern und man hofft, das die Menschheit irgendwie noch die Kurve bekommen wird.

Brandhorst wäre natürlich nicht Brandhorst, wenn er nicht auch ein wenig philosophieren könnte und seine „Endlösung“ sorgt definitiv für einige tiefgehende Gedanken nach Beenden des Buches. Wäre wahrlich schön, wenn es wirklich so funktionieren könnte – aber macht euch selbst ein Bild.

Alles in allem ein wirklich außerordentlich gut geschriebener Thriller, dem man sich einfach nicht entziehen kann. Normalerweise würde ich Brandhorst bitten, weiter in seinem Genre zu schreiben – nun muss ich das revidieren und würde mich auch über weitere Bücher aus dem Thriller-Genre von ihm freuen. Bin mal gespannt, welche Ideen dieser Autor noch aufweisen kann.

Jürgen Seibold/02.10.2017

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